Musikalische Performance nach einer wahren Begebenheit
In dieser Produktion beschäftigt sich das Ensemble um Aue und Kiesbauer mit der Geschichte der Brüder Homer und Langley Collyer, die sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in New York tatsächlich ereignet hat: Die Geschwister lebten zurückgezogen in ihrem Haus mitten in Harlem. In jahrzehntelanger Kleinarbeit hatten sie es mit Müll, Zeitungen und Gerümpel aller Art vollgestopft, bis sie sich darin kaum noch bewegen konnten. Die Fenster waren vernagelt, die Türen verbarrikadiert. 1947 verstarben sie in völliger Isolation.
Das Ensemble macht sich auf die Suche nach dem Bruch in der Biographie der beiden einst gutsituierten Brüder und stellt sich die Frage, was einen Menschen dazu bringt, sich einfach aus der Welt zurückzuziehen. Wie kommt es zu dieser Lücke zwischen dem Ich und der Welt, die als einzigen Ausweg das Ausblenden der Wirklichkeit und das eigene Verschwinden, zur Folge hat.
Ein Thema, das umso aktueller ist, wenn man das Misstrauen gegenüber dem Anderen, das Verbarrikadieren nach außen und die Angst vor dem Zerfall der eigenen Persönlichkeit vom kleinen Mikrokosmos der Brüder auf ein gesellschaftliches Großes überträgt.
Das Scheitern des „normalen Mannes“ an den gesellschaftlichen Ansprüchen.
Diese Inszenierung erzählt mittels Musik, Bewegung und Sprache von den Ängsten, Erinnerungen und Sehnsüchten der beiden Brüder und wird zu einer Innenschau, die zeigt, wie schwierig es ist, den Menschen in seiner ganzen Tiefgründigkeit zu erfassen. Eine Arbeit, die aber auch zeigt, dass sich der Blick hinter die „Fassades“ lohnt.
Auch mit der Inszenierung wird eine Synthese geschaffen, die die Grenzen von Sprech-, Tanz- und Musiktheater auflöst.
Mit:
Lukas Aue, Valentin Bartzsch
Regie: Daniela Aue
Musikalische Leitung: Walter Kiesbauer
Klavier: Walter Kiesbauer
Klarinette, Saxophon, Bassklarinette: Matthias Zippel
Chor: Doris Bräuer, Karin Brenner, Christine Riegel, Damaris Schultz-Pöpel, Birgit Voss-Keller, Gabi Ziefle